
2021
Wie es bald wieder sein könnte – dafür hat die 17. Ausgabe des „Festival des deutschen Films Ludwigshafen am Rhein“ im September 2021 ein starkes Zeichen gesetzt. Mit zwei großen Kinozelten und zwei stattlichen Freiluftkinos mit leuchtenden Leinwänden konnte das diesjährige Filmfestival 60.000 Gäste aus der Stadt und der Region begrüßen. Damit hat das zweitgrößte Filmfestival Deutschlands, berühmt für seine wunderbare Lage auf der Parkinsel im Rhein, doch immerhin so viele Besucherinnen gehabt wie die Berliner Filmfestspiele in diesem Ausnahmejahr. Strahlende Gesichter erzählten von der Freude, endlich wieder Filmkultur auf der Insel genießen zu dürfen – und dafür zusammenkommen zu können. Mit der „2G-Regelung“ erwies sich das Festival als Vorreiter für eine dann im Herbst 2021 bundesweite Regelung, dank der man in relativer Sicherheit das Vertrauen in seine Mitmenschen ein Stück weit zurückgewinnen konnte – und zahlreiche Stars des deutschen Films und Fernsehens freuten sich ebenfalls, dabei zu sein auf der Parkinsel von Ludwigshafen am Rhein. Über 300 Gäste aus der Welt von Film & Fernsehen begrüßte das Festival 2021 trotz anspruchsvoller Auflagen wegen der Corona-Pandemie und dann auch noch wegen eines Bahnstreiks. Zahlreiche Schauspielstars waren zu Gast: Rainer Bock, Bjarne Mädel, Franziska Brandmeier, Margarita Broich, Reza Brojerdi, Karoline Eichhorn, Nina Gummich, Hannelore Hoger, Nina Hoger, Hanno Koffler, Julia Koschitz, Joachim Król, Maren Kroymann, Marlene Morreis, Richy Müller, Barbara Philipp, Dominic Raacke, Christian Redl, Max Schimmelpfennig, Anna Schudt, Katja Studt, Justus von Dohnányi, Walter Sittler, Jürgen Prochnow, Martin Feifel, Haley Louise Jones. Claudia Michelsen und Ulrich Matthes nahmen den diesjährigen „Preis für Schauspielkunst“ entgegen und zahlreiche Regisseurinnen, Autorinnen und Produzentinnen sowie Teammitglieder präsentierten und diskutierten ihre Filmwerke. Das Festivalprogramm – eigenwillig, stilbewusst und klassisch – zeigte dieses Jahr eine besonders gelungene Auswahl von insgesamt 56 Produktionen, die um den Publikumspreis „Rheingold“ konkurrierten. 17 Filmwerke liefen im Wettbewerb um den Filmkunstpreis des Festivals in drei Kategorien. Außerdem gab es elf Gastbeiträge und sieben Kinderfilme. Für die lange vermisste Festivalatmosphäre sorgten zwei „Freiluftkinos“ mit den neuen LED-Leinwänden und Tonübertragung auf Kopfhörer sowie zwei große Kinozelte mit erstklassiger Projektion und natürlich die 105 Filmgespräche mit den Gästen und dem Publikum.
17. Festival des deutschen Films
Preisträger 2021
– Die Jury – Liane Jessen, Claudia Landsberger und Rainer Bock – hat entschieden!
FILMKUNSTPREIS LUDWIGSHAFEN
Bester Film des Wettbewerbs – „Ivie wie Ivie“
Regie & Buch: Sarah Blaßkiewitz
Ein guter Film erzählt meist die inneren Geschichten der Zuschauerinnen und Zuschauer weiter. Besonders, wenn es um die Fragen „Wer bin ich?“ und „Woher komme ich?“ geht. Solche Identitätssuche als eine zunehmende Dramatik in unserer Zeit ist ein schweres Thema, das oft auch eine schwere Dramaturgie nach sich zieht. Der Film, der dieses Jahr den Filmkunstpreis Ludwigshafen erhält, wählt dagegen einen heiteren, coolen und leichten Ton. Die Regisseurin und Autorin Sarah Blaßkiewitz erzählt in ihrem Debütfilm selbstbewusst und konsequent von den eigenen Wurzeln und zeigt dabei ein großes aufscheinendes Talent. Die Jury vergibt voller Überzeugung den Preis an „Ivie wie Ivie“.
Das Kinodebüt der Leipziger Regisseurin ist am 16. September 2021 im Eigenverleih der Produktion Weydemann Bros. im Kino gestartet.
FILMKUNSTPREIS LUDWIGSHAFEN
Bestes Drehbuch des Wettbewerbs
„Ich bin dein Mensch“
Drehbuch: Jan Schomburg & Maria Schrader
Reine romantische Science- Fiction-Filme sind selten. Meist wird um verbliebene Ressourcen und ein Überleben gekämpft. In der Geschichte, die dieses Jahr im besten Drehbuch erzählt wird, geht es um eine andere Ressource – den Menschen und seine Fähigkeit, Liebe zu finden. Jan Schomburg und Maria Schrader verbinden in „Ich bin dein Mensch“ eine emotional bewegende Geschichte mit intellektuellem Vergnügen. Ein spannender Plot, der in einer nahen Zukunft spielt, entdeckt die Liebe neu und überraschend zwischen einer einsamen Frau und ja – auch einer einsamen künstlichen Intelligenz. Hintergründig, melancholisch und humorvoll. Überzeugend.
FILMKUNSTPREIS LUDWIGSHAFEN
Beste Regie des Wettbewerbs
Bastian Günther, „One of These Days“
Die Suche nach dem ersehnten Glück richtet sich im Leben oft auf nicht zu erreichende materielle Güter. Märchen und Filme kennen dieses starke Narrativ. Im englischsprachigen Filmbereich finden diese Erzählungen zunehmend ihren Ort in der „White-Trash-Bevölkerungsgruppe“. Arm, arbeitslos, sehnsuchtsvoll. Ein deutscher Regisseur, der schon lange in Amerika lebt und arbeitet, hat uns auf diesem Festival einen Film sehen lassen, der mit großer Humanität und einer beeindruckenden Regieleistung von diesen kleinen Leuten erzählt, die an einem einzigen Ort diesen amerikanischen Traum träumen, der aber auch immer ein allgemein menschlicher bleibt. Bastian Günther hat mit „One of These Days“ den Regiepreis des Festivals und unsere Herzen erobert.
Ludwigshafener Auszeichnung
Schauspiel von Dan Stevens, „Ich bin dein Mensch“
Was für eine Herausforderung, eine Maschine zu spielen, die einen Menschen simuliert, ohne die Maschine zu verraten und doch immer wieder durchscheinen zu lassen, ohne die menschlichen Züge zu verlieren. Und das mit einem großen Charme. Wir fanden, jeder sollte einen Dan Stevens haben. Und damit ist der Preisträger der Lobenden Erwähnung erwähnt. Dan Stevens in „Ich bin dein Mensch“ von Maria Schrader ist absolut preiswürdig.
Ludwigshafener Auszeichnung
Regieleistung von Gregory Kirchhoff, „Baumbacher Syndrome“
Ein magischer Ort. Ein modernes Märchen. Ein junger Regisseur. Wahrscheinlich erraten Sie im Publikum schon, wer die zweite Lobende Erwähnung erhält. Ja, es ist Gregory Kirchhoff, der mit seinem dritten Spielfilm „Baumbacher Syndrome“ eine beeindruckende Regieleistung zeigt. Wie er den Ort Mallorca geheimnisvoll inszeniert, den großen Schauspieler Tobias Moretti in ungewohnter Weise spielen lässt und wie er der alten Geschichte von „Die Schöne und das Biest“ eine moderne Form verleiht, verdient unsere Bewunderung und den Respekt von einem vielversprechenden Regietalent.
Publikumspreis Rheingold
„Sterben ist auch keine Lösung“.
Regie: Ingo Rasper
Drehbuch: Matthias Lehmann | Produktion: Simone Höller, Michael Smeaton
Preis für Schauspielkunst
Der Preis geht an herausragende Persönlichkeiten der Schauspielkunst. Er betont die Bedeutung derer, die dem deutschen Film ein Gesicht geben und die dabei nicht nur für Glamour sorgen, sondern vor allem als wichtige Künstlerinnen und Künstler anzusehen sind. 2021 verliehen an Claudia Michelsen und Ulrich Matthes.





















































